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  • AutorenbildDr. Yvonne Reyhing

Übergänge im Alltag meistern

In diesem Blogbeitrag möchte ich dir etwas über die Bedeutung von Übergängen erzählen. Im Leben gibt es immer wieder Übergänge von einem Lebensabschnitt in den nächsten, in der Kindheit sind das vor allem der Übergang in die Kita und später in die Schule. Aber neben diesen "großen" Übergängen meistern die Kinder täglich auch viele kleine Übergänge, die je jünger dein Kind ist, desto herausfordernder sein können.



Für uns Erwachsene ist es völlig normal, ja schon zur Routine geworden, morgens vom Aufstehen ins Bad und dann zum Frühstück zu gehen. Oder vom Mittagessen in eine Mittagspause. Für dein Kind können diese kleinen Übergänge aber herausfordernd sein. Vor allem im Alter bis etwa drei Jahre sind Übergänge für dein Kind unüberschaubare Momente, die es verunsichern können und die emotional sehr herausfordernd sein können. Dein Kind hat in diesem Moment nicht dasselbe Wissen, denselben Überblick wie du. Es weiß unter Umständen nicht genau, was auf es zukommt und braucht daher dich als sichere Basis und Begleitung. Im Kleinkindalter lebet dein Kind noch im Hier und Jetzt und kann noch nicht auf ein umfassendes Zeitverständnis zurückgreifen und den Tag als Ganzes überblicken.

Deshalb helfen deinem Kind auch Routinen, denn diese kann dein Kind wie ein Skript abspeichern und nach und nach weiß es genau, was auf es zukommt. Das gibt Sicherheit und Orientierung.

Dennoch bleiben im Alltag noch ausreichend Übergänge, die nicht mit einer klaren Routine begangen werden und dadurch Potenzial für Unsicherheit und für eine emotionale Herausforderung bieten.

Hinzu kommt, dass viele Übergänge im Alltag unserer Kinder nicht von ihnen selbstbestimmt angegangen werden, sondern dass wir Erwachsenen entscheiden, dass es z. B. nun Mittagessen gibt oder Zeit ist zu gehen.

Das ist auch der Grund, weshalb auch ältere Kinder manchmal Schwierigkeiten mit Übergängen haben. Zwar haben sie weniger Probleme mit der Überschaubarkeit und der Orientierung, aber dennoch brauchen sie oft etwas Zeit, um sich an eine neue Situation bzw. die Beendigung der aktuellen Tätigkeit anzupassen und diese entspannt zu meistern.


Sicherlich fallen auch dir die ein oder anderen Übergänge ein, in denen dein Kind trödelt, noch mal um den Tisch rennt, einfach nicht aus dem Spiel kommt oder sogar plötzlich weint und wütend ist. Gerade körperliche Aktivität ist eine Möglichkeit der Regulation des Stressabbaus. Dein Kind versucht in dem Moment, in dem es noch einmal durch die Wohnung rennt, den Übergang zu meistern, sich zu regulieren und "bereit zu machen" für das, was nun kommt.

Ältere Kinder kommen meist vor allem nicht aus dem Spiel und trödeln dann, ihnen fallen noch zahlreiche Dinge ein, die sie noch unbedingt und sofort erledigen müssen, während du vermutlich wartest und zunehmend angespannter wirst.


 

Wie kannst du dein Kind bei Übergängen unterstützen?


Dein Kleinkind kannst du vor allem durch Routinen und Begleitung in der Übergangsstation unterstützen. Die Routinen müssen dabei nicht aus zahlreichen Schritten und "besonderen" Dingen bestehen. Es ist völlig ausreichend, wenn sie eben gleiche oder zumindest ähnliche Abläufe für den gleichen Übergang beinhalten. Beispielsweise das Packen der Tasche, bevor man geht, anschließend noch mal eine neue Windel bekommen und das Anziehen. Dabei immer sprachlich begleiten, was man nun tut und was dann folgt, also auch, weshalb man sich nun fertigmacht, um zu gehen.

Begleiten meint dann auch, dein Kind zu unterstützen, wenn es emotional aus dem Gleichgewicht kommt. Wenn es vom Übergang überfordert ist und sich nicht alleine regulieren kann. Dann hilft es deinem Kind, wenn du dir kurz Zeit nimmst, den Übergang liebevoll erklärst und dein Kind buchstäblich an die Hand nimmst und langsam (!) den Übergang gemeinsam angehst. Wenn dein Kind sich bereits selbst regulieren kann (und, sei es, indem es noch mal durch die Wohnung rennt), dann gib ihm kurz die Zeit und signalisiere ihm, dass du es siehst, dass du wahrnimmst, was es da gerade macht und das das OK ist. Auch hier kann eine sprachliche Begleitung deinem Kind Orientierung und Sicherheit geben, indem du es nach dem Sprint durch die Wohnung beispielsweise mit einem liebevollen "Okay bist du jetzt bereit, können wir gehen?" begrüßt.


Für alle Kinder ist es immer auch hilfreich, wenn eine neue Situation bereits vorher angekündigt wird. Entweder sprachlich, indem du dein Kind darauf hinweist, dass es nun bald Zeit zu gehen ist, aber das kann auch durch entstehende Geräusche erfolgen. Beispielsweise das Klappern des Geschirrs, wenn der Tisch für das Essen gedeckt wird. Dann hat dein Kind noch Zeit, sich darauf einzustellen. Für ältere Kinder ist dies auch besonders wichtig um ihr Spiel noch zu Ende bringen zu können und nicht unvorbereitet aus der Situation gerissen zu werden. Es hilft ihnen auch, den Alltag selbstbestimmter zu erleben. Am besten gibst du deinem schon etwas älteren Kind dabei auch ein Mitspracherecht.

Es gibt so viele Alltagssituationen in denen es nicht zwingend notwendig ist, dass wir Erwachsenen diese und deren Zeitpunkt vorgeben. Lass dein Kind mitbestimmen und respektiere seine Bedürfnisse im Alltag. Sprich mit deinem Kind, erkläre deinen Standpunkt und höre dir die Ideen und Wünsche deines Kindes an. Sicherlich findet ihr für ganz viele Situationen und Übergänge gute Lösungen für euch beide.




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